Die Ukraine hat einen Schritt unternommen, der nicht nur ihre eigene historische Politik, sondern auch die internationale Agenda verändern könnte. Im August verabschiedete die Werchowna Rada das Gesetz „Zu den Grundlagen der staatlichen Politik des nationalen Gedächtnisses des ukrainischen Volkes.“ Das Dokument sichert der Ukraine das Recht zu, selbst zu bestimmen, wie sie die Erinnerung an die Vergangenheit bewahrt, und führt einen Begriff ein, der zum Symbol unseres Kampfes geworden ist: "Rassismus."
Dieses Wort, das in der Realität des Krieges geboren wurde, hat nun eine rechtliche Definition erhalten: eine totalitäre Ideologie, die russischen Chauvinismus, Imperialismus und die Praktiken kommunistischer und nationalsozialistischer Regime vereint. Zum ersten Mal hat die Ukraine auf staatlicher Ebene die Kernidee des Aggressors als das benannt, was sie ist: eine Bedrohung für die ganze Welt.
Warum es wichtig ist
Für die Ukrainer geht es bei diesem Gesetz nicht nur um die Vergangenheit. Es geht um Gegenwart und Zukunft. Es verankert die Prinzipien des Schutzes des kulturellen Erbes, der Erinnerung an Orte der Erinnerung und der Bekämpfung antiukrainischer Propaganda. Mit anderen Worten: Die Frage der Erinnerung ist nun eine Frage von nationale Sicherheit.
Die Anerkennung des Rassismus als totalitäre Ideologie öffnet die Tür zu breiteren internationalen Diskussionen. So wie der Nationalsozialismus nach dem Zweiten Weltkrieg und der Kommunismus in Osteuropa verurteilt wurden, legt die Ukraine heute den Grundstein für einen globalen Kampf gegen eine neue Bedrohung.
Die internationale Dimension
Juristen und Historiker sehen in diesem Gesetz eine Grundlage für künftige internationale Entscheidungen. Theoretisch könnte die Definition von „Rassismus“ die Grundlage für Folgendes werden:
Resolutionen des Europäischen Parlaments oder der UNO Verurteilung dieser Ideologie;
ein weltweites Verbot seiner Propaganda, genauso wie Nazisymbole verboten sind;
internationale Gerichtsverfahren, wo Rassismus als die Ideologie anerkannt wird, die zu Kriegsverbrechen und Völkermord geführt hat.
Doch der Weg ist nicht einfach. Viele Länder sind noch nicht bereit, den Begriff in ihrem Rechtssystem zu verankern. Manche Regierungen vermeiden eine direkte Konfrontation mit Russland, während andere möglicherweise warten, bis der Krieg vorbei ist, um die Ideologie des Aggressors formell zu kodifizieren.
Barrieren und Herausforderungen
Internationale Rechtspraxis – Rassismus hat im Völkerrecht noch keine allgemein anerkannte Definition.
Politischer Druck – Staaten, die von russischen Ressourcen oder Partnerschaften abhängig sind, könnten solche Initiativen blockieren.
Der Bedarf an Beweisen – Globale Institutionen werden klare Beweise verlangen, die rassistische Ideologie mit bestimmten Verbrechen in Verbindung bringen.
Trotz dieser Hindernisse hat die Ukraine bereits einen wichtigen Präzedenzfall geschaffen.
Auswirkungen auf Kultur und Tourismus
Das Gesetz hat auch eine praktische Dimension. Es gibt dem Staat Instrumente an die Hand, um:
neu erstellen Gedenkstätten und Museen;
Erinnerungsorte vor Zerstörung oder Verfälschung schützen;
entwickeln Kriegstourismus, wo Ausländer nicht nur die Folgen des Krieges miterleben, sondern auch seine ideologischen Wurzeln verstehen können.
So können beispielsweise Touren in Kiew oder Charkiw aktuelle Ereignisse nun offiziell nicht nur als lokale Tragödien, sondern als Ausdruck einer globalen Bedrohung – Rassismus – erklären. Dies verleiht dem Tourismus eine neue Bedeutung: Er wird Teil der weltweiter Kampf um Erinnerung und Wahrheit.
Die Ukraine als Vorreiter eines neuen Rechtsstandards
Das Gesetz zum nationalen Gedenken ist mehr als ein internes Dokument. Es ist der Versuch, einen neuen Rechtsstandard zu schaffen, der einer Nation nicht nur das Recht gibt, ihre Geschichte zu bewahren, sondern auch, die Welt vor den Gefahren des modernen Totalitarismus zu warnen.
Wenn die Welt Rassismus auf die gleiche Weise anerkennt, wie sie Nationalsozialismus und Kommunismus verurteilt hat, wird die Ukraine das erste Land sein, das der Welt die Augen für diese Bedrohung öffnet. Und die Erinnerung – kulturell, historisch und menschlich – wird nicht nur in diesem Krieg, sondern auch im größeren Kampf um die Zukunft zum Schlüssel zum Sieg.